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Moorwissen

Warum sind Moore nässer als Menschen, warum sprechen Moorkundler*innen Torf an und warum hat dieses Ökosystem ein so schlechtes Image? Viele Fragen, aber eines ist klar: Zu Moor gibt es viel zu wissen. Hier in Kürze einige wichtige Fakten.

Was ist und was bisher geschah

Natürliche Moore bieten wertvolle Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Sie haben eine herausragende Bedeutung für den Klimaschutz und bieten viele weitere Ökosystemleistungen. Gleichzeitig sind nur noch wenige Moore ursprünglich und intakt. Der Großteil ist durch ihre jahrhundertelange Entwässerung für die Nutzung geprägt. Die fatalen Folgen des Trockenlegens: das Freisetzen von klimaschädigendem CO2, das Degradieren der Böden und ein letztendlicher Verlust von Flächen und unwirtschaftlich werdende Nutzung sowie ein Verlust von Habitaten.

Ausführlichere Informationen bietet die Website moorwissen.de.

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Vernässung

Das komplexe Ökosystem Moor funktioniert durch das Zusammenspiel von Pflanzen, Wasser und Torf. Um ein Moor nach einer Entwässerung wiederherzustellen, ist das Anheben der Wasserstände zentral, im besten Falle bis knapp unter Bodenhöhe. Vernässt werden hydrologisch zusammenhängende Einheiten. Es kann sein, dass dafür auch neue Entwässerungen angelegt werden, z.B. für angrenzende Siedlungen. Die Wiedervernässung von Mooren ist gesellschaftlich ein Gewinn, da viele durch Entwässerung verursachte negative Umwelteinflüsse auf uns Menschen umgekehrt werden.

Klimaschutz

Intakte Moore sind Klimaschützer, weil sie Treibhausgase aufnehmen und als Kohlenstoff in ihren Torfen festlegen. Torfe bestehen aus abgestorbenen und unter Wasser nicht abgebauten Pflanzenresten. Moore, die nur 3 % der Landfläche weltweit bedecken, speichern daher überproportional viel davon: rund 600 Milliarden Tonnen. Das ist etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Biomasse aller Wälder der Erde gespeichert ist. Die Wälder machen dagegen rund 30 % der Landfläche aus.

Wenn dieser Kohlenstoff durch Entwässerung und einsetzende mikrobielle Prozesse in Kontakt mit Sauerstoff gerät, gelangt er als klimaschädliches Kohlendioxid zurück in die Atmosphäre. Äcker, Grünland und Siedlungen entwässerte Moore verschärfen daher aktuell die Erderwärmung. Das Freisetzen von CO2 erfolgt viel schneller als die Festlegung: Während ein natürliches Moor etwa 1 mm im Jahr in die Höhe wächst, verliert es bei Entwässerung etwa 1 cm an Höhe. In den Tropen sind das sogar 3-5 cm im Jahr.

Entwässerte Moorböden emittieren derzeit weltweit pro Jahr etwa 2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Sie verursachen damit also etwa 4 % aller weltweiten menschlichen Emissionen.

  • Wieviel vernässen?
    Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Erderwärmung unter 1,5 ° C zu halten, einzuhalten, müssen bis 2050 die Netto-Emissionen von CO2 auf Null gesenkt werden. Dies betrifft die entwässerten Moore genauso wie alle anderen menschengemachten CO2-Quellen. Emissionen weiterhin entwässerter Moore müssten in Zukunft mit CO2-Senken ausgeglichen werden – von denen wir sehr wenige haben. Daraus leitet sich ab, dass nahezu alle entwässerten Moore wiedervernässt werden müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen.

  • Wann vernässen?
    Was leicht zu verstehen und auch in Studien belegt ist: Je später Moore vernässt werden, desto größer ist der Klimaschaden. Je länger die Wartezeit, desto mehr Klimagase entstehen durch entwässerte Flächen. Deshalb: Vernässungen, so schnell wie möglich.

Biodiversität

Moore sind einzigartige Ökosysteme mit hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten und je nach Region sehr verschieden. Allein in Mitteleuropa existieren 26 verschiedene Moor-Naturraumtypen.

In Hochmooren wachsen neben Torfmoosen z.B. fleischfressende Pflanzen wie Wasserschlauch, Sonnentau oder Fettkraut. Von den jeweiligen Pflanzen hängen wiederum viele Tierarten ab. Die Raupen des Hochmoorgelblings zum Beispiel fressen nur die auf Hochmoore beschränkte Rauschbeere. Niedermoore mit Beständen von Schilf oder Rohrkolben bieten z.B. Kranich und Bekassine wegen ihres hohen Wasserstandes während der Rast und Brut Schutz vor Fressfeinden.

Durch die Zerstörung dieses Lebensraums ist die Biodiversität der Moore bedroht. In Deutschland gelten rund 95 % der Moore als degradiert und als Lebensraum für diese extrem angepassten Arten verloren. Ein berühmtes Beispiel ist der Seggenrohrsänger. Ehemals als “Spatz der Niedermoore“ bekannt, ist er heute die einzige global gefährdete Singvogelart in Kontinentaleuropa.

Ein Großteil aller entwässerten Moore weltweit wird landwirtschaftlich genutzt - in Deutschland: über zwei Drittel aller Moore

Wasserhaushalt

Genügend Wasser im Moor ist entscheidend für alles – für Biodiversität, für Erhalt und Bildung von Torf, und für den Klimaschutz.

Nur bei ausreichendem Wasserstand und entsprechenden Nährstoffen wachsen die moortypischen Pflanzen, finden die entsprechenden Tiere Nahrungsgrundlage und Schutz, können Pflanzenteile unter Wasser konserviert, in Torf umgewandelt und damit als Kohlenstoff klimaschützend festgelegt werden. Moore müssen Winterniederschläge ausreichend aufnehmen können, um im Sommer als natürliche Kühlung zu wirken. Beim Wiedervernässen der Flächen muss der Mensch versuchen, den Wasserhaushalt gut auszutarieren. Der Wasserstand darf nicht zu niedrig, die Flächen aber auch nicht stark überstaut sein.

Kühlungseffekt

Moore kühlen in großem und kleinem Rahmen. Intakte Moore sind CO2-Senken und verringern die CO2-Konzentration in der Atmosphäre kontinuierlich. In den letzten 10.000 Jahren haben Moore dadurch das Weltklima um etwa 0,6 Grad Celsius kühlen können. Als Wasserspeicher beeinflussen sie des Mikroklima. Aus ihnen verdunstendes Wasser kühlt die Umgebung, was besonders in Perioden mit Extremtemperaturen eine unschätzbare Ökosystemleistung ist.

Ökosystemfunktionen von Mooren

Weitere Quellen